Florida-Jürgen finisht unter 10 Stunden

Florida. Jürgen Rademacher startete im November 2012 beim Ironman Florida, bei dem rund 3000 Starter gemeldet waren. Die Athleten hatten im Vorfeld unglücklicherweise mit den Ausläufern von Sandy zu kämpfen, die sich  in form von Kälte (3°C am morgen) und extremen Windböen auf dem Rad mit bis zu 70 km/h äußerten und  zwei bis drei Meter hohe Wellen aufs Meer zauberten. Dieser unschöne Umstand verbesserte sich jedoch von Tag zu Tag, so das am Wettkampftag das Wetter umschlug und knappe 30°C und eine Luftfeuchtigkeit von 70 % für deutlich andere Bedingungen sorgten. Dieser Umstand bekam dem einen oder anderen gar nicht gut, Jürgen dagegen kam das Wetter nur zu Gute.

Jürgen berichtet:

Beim Schwimmen ging es für offenes Meerschwimmen sehr gut, obwohl ich aber auch extremen Respekt vor dieser Disziplin hatte, denn mein Schwimmtraining betrug in den vorangegangenen Wochen fast null. Bei letzten Schwimmeinheiten in den Tagen vor dem Wettkampf sammelte ich mehr Höhenmeter im Wasser als zu Lande, so hoch waren die Wellen. Dagegen war die Radstrecke eher flach einzustufen, dafür war es aber natürlich windig und  der Asphalt sehr rau. Ansonsten war es jedoch eine sehr schöne Radstrecke, die auch sehr gut präpariert mit Ausnahme eines 15 km Teilstücks, auf dem eine Querrille die nächste jagte und der Hintern zu schmerzen begann.  Ich bekam schnell ein gutes Gefühl die Beine und hatte auf dem Rad definitiv einen guten Tag erwischt, denn es lief wie noch nie….so gut, dass ich meine persönliche Bestzeit auf der Radstrecke toppen konnte. Lediglich zum Schluss verspürte ich ganz leichte Krämpfe.

Raus aus den Pedalen, rein in die Laufschuhe und von drei jungen Damen mit riesssssiiiigen Handschuhen noch einmal mit Sonnencreme eincremen lassen (man hatte das Gefühl, dass sei eher eine Sonnencremewaschanlage)…und los ging es. Die ersten drei Meilen waren wie „fliegen“, so viele Leute machten eine wahnsinns Stimmung und ich lief die Meile unter 7 Minuten …“Hammer, was mache ich da nur??“ Den Halbmarathon lief ich mit einer Durchgangszeit von 1:40h. Mir war klar, dass ich den Zweiten wohl nicht mehr annähernd so flott laufen werde können. Aber egal, es machte immer noch Spaß. Ich sah unterwegs viele Profiathleten explodieren und noch besser wieder ins Rennen zurückfinden. Das ist Ironman! „Alles ist möglich, du darfst nur nie aufgeben“ das hämmerte mir im Kopf herum. Kurz vor der letzten Wende hatte ich ein Tief und nur der kopf hielt den inneren Motor am laufen. Ich bekam einen Krampf im hinteren Oberschenkel. Ich blieb stehen und dehnte (lustig, plötzlich kam ich dabei mit den Fingerspitzen auf den Boden, damit habe ich zu Hause immer so meine Probleme ;-) ). Gut, jetzt also weiterlaufen…autsch…nein doch nicht, der Muskel sagt etwas anderes, also lieber noch mal dehnen.  Dann aber llos und es ging plötzlich viel besser als vorher.

Ein Blick auf die Uhr und eins war klar: Wenn mein Ziel von unter 10 Stunden noch klappen soll, dann aber los jetzt. Ich begann zu rechnen. Was war doch gleich eine Meile? Rechnen, „oh Gott“, dass wollte mir beim besten Willen nicht mehr gelingen. Mich überkam ein Wechselbad der Gefühle. Ja, es könnte noch klappen, aber es wird eng. Mit diesen Gedanken verbrachte ich die letzten 5,5 Meilen. Ich war allein unter 3000 Startern, keiner überholte mich mehr. Es gab nur noch die Uhr, die Ziellinie und mich.

Als ich auf die Zielgerade einbog (oh Gott, war das noch weit)…ließ ich die letzte Verpflegung aus und gab alles was noch ging. Es wird knapp, es wird knapp. Und dann im Ziel: 9:59:04h. Fix und fertig. Ich hatte vergessen, das ich ja immer 30sec. vor dem Start meine Uhr starte…

Das war mein 8. Ironman und ich habe grandiose Bilder im Kopf, die mir ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Dieser Ironman wird mir immer in Erinnerung bleiben: als eine einzige große Party!

Ein Gedanke zu „Florida-Jürgen finisht unter 10 Stunden

  • 21. November 2012 um 10:23 Uhr
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    Jürgen, Jürgen, Jürgen, Du machst vielleicht Sachen! Mal eben mit ein wenig Training und einer nicht ganz wenigen Belastung an der Arbeit eine Sub-10 hingeknallt. Respekt, Respekt! Das schafft manch Anderer nicht mit 25 Stunden Training die Woche. Ich wusste ja schon, dass Du im Rennen erst in Schwung kommst, und Sprints nichts für Dich sind, aber das Du da sowas abrockst! Waaaahnsinn!

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