CARGLASS Cologne Triathlon Weekend 2013
Gründe bei einem Triathlon zu starten gibt es ja zu Hauf. So verwundet es nicht, dass die Drei Tri-Team Athleten Uwe Wittig, Nico Steffen und Patrick Bujok jeder seinen eigenen Grund hatten sich für den Wettkampf in Köln anzumelden. Wie Ihr ja wisst startete Uwe erst vor 7 Wochen in Roth, so dass wir doch ein bisschen verwundert waren, als er dann durchblicken lies, dass er in Köln ein zweites Mal in diesem Jahr das Abenteuer Langdistanz angehen würde. Neben den Hessen, gesellten sich auch einige Niedersachsen dazu, darunter ein Newcomer, der auf der Olympischen Distanz starten wollte. So kam es also, dass ein ganzes Wochenende mit Allem was dazugehört (lustige Anreise, Hotelunterkunft, andere anfeuern, selber angefeuert werden, etc.) anstand.
Cologne 226-Half: Zwei neue persönliche Bestzeiten!
Schwimmen in Köln ist echt eine Erfahrung!!! Glasklares Naß und die Leinen zur Befestigung der Bojen sind Unterwasser so gut zu sehen, dass es fast wie das geliebte „Kachelzählen“ im heimischen Bad ist. Leider kam das Schwimmtraining bei Nico und Paddy in letzter Zeit deutlich zu kurz, so dass keiner wirklich das Potential einer solchen Traumstrecke nutzen konnte. Anders sah das da auf der Radstrecke aus. Mit sage und schreibe 185 Hm auf der MD gehört sie definitiv zu einer der flachsten Strecken überhaupt. Der ziemlich gute Straßenbelag gibt gibt den nötigen Rest dazu, um hier Bestzeiten zu fahren. Lediglich dem Kampf gegen den Wind kann man sich hin und wieder nicht entziehen. Von der Aussicht auf eine gute Radzeit riskierte Paddy viel. Leider war die Strecke teilweise sehr sehr voll, so dass man die Wahl hatte sich „hinten einzureihen“ oder versuchen konnte irgendwie an dem sich immer wieder bildenden Pulk vorbeizukommen. Leider kassierte er hierbei eine schwarze Karte und musste sich später 4min in der Penaltybox zusammen mit einigen anderen Athleten aus der selben Gruppe ausruhen. Nico hingegen fuhr einen sauberen Stiefel und legte mit 33,1 km/h den Grundstein für seine neue persönliche Bestzeit.
Das Laufen in Köln erinnert ein klein wenig an Frankfurt. Da ist Wasser, da sind Brücken, in Köln sogar eine, die über eine Wendeltreppe zu erklimmen ist und Zuschauer. Gut, in Frankfurt ist mehr los, keine Frage, aber die Laufstrecke in Köln macht echt richtig Spaß! Die Aussicht ist super und an den Verpflegungsstationen ist richtig was los. Auf der Laufstrekce trafen die beiden Athleten dann auch auf Uwe, der hier tapfer kämpfte. Sie leisteten ihm jeweils einige Meter Gesellschaft, wechselten ein paar Worte und freuten sich alle, dieses geniale Event zusammen zu erleben.
Paddy ging in Köln ohne Uhr am Handgelenk an Start und war gespannt, was es denn dann werden würde. Mit einer 4:48h verbesserte er seine persönliche Bestzeit auf der MD um stolze 10min. Eine Verbesserung, die sich auch Nico erarbeitet, so dass bei ihm dann am Ende eine 5:07h zu Buche stand. Beide sind sicher, dass da noch mehr Luft nach oben ist und werden auch 2014 wieder ihr Unwesen auf der einen oder anderen MD treiben.
Cologne 226: Eine gefühlte 12:07!
Als ich am 14. Juli im Ziel in Roth sagte, dass ich „im nächsten Jahr keine Langdistanz mache“ sollte ich im Prinzip Recht behalten – denn beim Startschuss zur Cologne 226 am 01. September war ich schon wieder im Wasser. Und das war ja nicht nächstes Jahr.
Obwohl ja im Allgemeinen von der Kölner Ironman-Distanz gewarnt wird. Öde sei es da! Keine Sau würde sich interessieren, wenn man sich auf der Strecke aufopfert. Einsamkeit und Desinteresse der Zuschauer – das war doch als Gegenprogramm zum Rother Trubel eigentlich ganz reizvoll!
Und so meldete ich mich an … seltsamerweise drückte ich den Bestätigungsbutton irgendwie gleichgültig. Na, so emotionslos sollte es dann doch nicht werden.
Also: Startschuss auf der Regatta-Strecke des Fühlinger Sees im Kölner Norden, ein Feuerwerk am Ufer dazu und gleich zu Beginn der 3800 m war ich wieder im geliebten LD-Modus! Die Angst schwamm aber mit – Angst davor, dass mich wieder so ein Krampf packen würde. Aber alles schön: nach 1:19 stieg ich aus den klaren Fluten.
Dann eine Prämiere: schon mal in der ersten Wechselzone versucht ein Blasenpflaster auf einen nassen Fuß zu kleben? (Rudel würde jetzt sagen: „Übt das Blasenpflasterkleben in der Wechselzone!“) Eine Langdistanz in den Knochen war mir wohl nicht Handicap genug, eine leichte Oberschenkelzerrung sowie besagte Blase rundeten die Hürden ab!
Und schon ging es vom See aus Richtung Kölner Innenstadt. Ein echter Drückerparcours, der insgesamt 3,5 Mal zu fahren war. Beeindruckend flach!
Beeindruckend war dann auch der Knall, den ich hörte, als ich gerade mal 30 km hinter mir hatte. Reifenplatzer … und das auch noch am Hinterrad. Es lief doch alles wie geschmiert und dann sowas. Mein Plan, zumindest an die 12 Stunden von vor 6 Wochen heranzukommen, löste sich in Luft auf. Bei der Reparatur gesellte sich eine Katastrophe zur anderen. Der Schnellspanner löste sich in alle Einzelteile und Windrichtungen auf, die Suche nach Schrauben und Federn erhöhte meine Laune nicht im geringstem. Den Ersatzschlauch hatte ich so fest unterm Sattel verrammelt, dass ich ihn nur unter größter Kraftanstrengung „bergen“ konnte und das ganze Hinterrad wehrte sich intensiv gegen jeden Montageversuch. Mit schwerem Herzen und schwarzen Händen stellte ich fest, dass mir die Zeit nur so davonlief. Das einzige, was reibungslos funktionierte, war – oh Wunder – die Gaskartusche. Ein kleiner glücklicher Moment … bis ich auf das fertige Ergebnis sah: der Mantel war seitlich auf über 1 cm Länge gerissen und der frischgefüllte Schlauch schaute keck heraus! Fuck!
„Das hält keine 500 m bis zum nächsten Platzer!“ war ich mir sicher und hatte das Rennen in diesem Moment zum zweiten Mal gedanklich beerdigt. Noch irgendwie zum See rollen um einen Besenwagen oder ähnliches zu finden …
Aber es hielt … länger als ich dachte! Das Gefühl dazu war jedoch beklemmend: als ob man auf rohen Eiern fährt, jeden Moment den nächsten Knall erwartet und somit der letzte Funke Hoffnung auf das Ziel vernichtet wird. In den Kurven nahm ich ganz viel Geschwindigkeit raus um nicht durch zu viel Seitenneigung auf die gerissene Mantelstelle zu kommen. Aber: es hielt … und hielt … und hielt. Nach weiteren 120 km konnte ich mein Glück gar nicht richtig fassen und beschäftigte mich gedanklich schon mit dem Marathon. PENG!
In der größten Ödnis der Radstrecke – einem kerzengeraden kilometerlangen Feldweg ereilte mich das fiese Geräusch ein zweites Mal. Die Luft war wieder sofort draußen und mein Kampfgeist auf null. Nach 3,8 km Schwimmen und 150 km Rad fragt man dann schon mal nach oben: „Warum ich?“
An der Unglücksstelle war es aufgrund der Enge und des sofort angrenzenden Ackers unmöglich eine erneute Reparatur vorzunehmen. Also schob ich erst mal um einen geeigneten Platz für die nächste Fummelei zu finden. Viel entspannter als beim ersten Mal verbrauchte ich nun den zweiten Schlauch und die zweite Kartusche. Würde ein zweites Wunder dafür sorgen, dass das Teil noch mal 30 km bis zur Wechselzone in der Kölner City hält? Die Fahrt auf rohen Eiern ging weiter und ich kam tatsächlich an. Egal wie – Hauptsache ich würde finishen!
Der Blick auf meinen Tacho offenbarte mir, dass ich die Strecke in 5:47 geschafft hatte – die Ergebnisliste zeigt 6:38, denn die enthält die Standzeiten! Egal, nur noch laufen und da merkte ich, dass ich sowas vor sechs Wochen schon mal in Franken gemacht hatte. Es war auch gut zu vergleichen, denn meist ging es kerzengerade am Ufer entlang. Statt des Mains war es nun halt der Rhein. An den Rhein-Terrassen, im Bereich der Deutzer Brücke und an den Stufen des Doms waren durchaus Zuschaueransammlungen, die uns anfeuerten und für gute Stimmung sorgten.
Im Gegensatz zu Roth, wo der ganze Landkreis dem Triathlon-Sonntag entgegenfiebert, entdeckt der Kölner das Sportereignis eher durch Zufall und stellt fest: „Luchens! Do kütt de Triathlon in de Stadt. Wat de Jungens sich abkämpfe, die sin doch alle jeck!“ Antwort: „Nää, hören’s! Beklopp sin die all. Dad is nid normal!“ Sehr eigentümlich wenn man das im Vorbeilaufen hört und dabei denkt: „Noch 33 km und ich bin jetzt schon tot!“ Im Hintergrund erklingen vom Ausflugsdampfer dazu De Höhner mit „Viva Colognia“…
Ähnlich wie in Roth an der Eckersmühler Biermeile hocken die Kölner am Rhein und trinken statt einer dunklen Halben (für 1,80 €) ihr 0,2er Kölsch (für 3,50 €), lehnen sich zurück und staunen wie sich die Langdistanzler drei Mal die ewig lange Wendeltreppe zur Deutzer Brücke hochschrauben. Man kann das Teil noch so langsam angehen. Oben ist einem schwindlig und man rätselt, wie man wieder in einen Laufrhythmus finden soll.
Das Ziel war ja nun „irgendwie ankommen“ und mit den widerlichsten Gels (GU!) meiner Triathlonkarriere und der aufmunternden Unterstützung der auf der Halbdistanz kämpfenden Mitstreiter Paddy und Nico ging es km um km voran. Siebenmal führt die Strecke am Zielbereich/Wechselzone 2 vorbei. Dort gab es jedes Mal moralische Unterstützung von Sandra, auch Niklas und Helmut waren da! Wichtig an so einem langen Tag!
Nicht anhalten und die km runter zählen – das war nun die Devise! Mittlerweile erschallen die Bläck Föös mit der schwermütigen Hymne „Trinke eene mit“ vom Dampfer. Da möchte man nur noch stehenbleiben und sich der rheinischen Gemütlichkeit ergeben.
Zum letzten Mal die Hohenzollernbrücke mit ihren abertausenden Liebesschlössern und den entgegenkommenden ICE’s entlang. Dann der nicht enden wollende Weg vom Wendepunkt der Halbdistanzler zur Severinsbrücke und noch einmal dieses Wendelmonster hoch. Mit 12:58 erreichte ich die Ziellinie – total erschöpft aber glücklich, dass ich das Abenteuer der zwei kurz aufeinanderfolgenden Langdistanzen auf mich genommen hatte.
Und gefühlt war’s ohne Standzeit ja eh eine 12:07.
Cologne226
Name |
Swim |
Bike |
Run |
Gesamt |
Uwe Wittig (55. TM 45) |
01:19:47 (168) |
06:38:09 (209) |
05:00:56 (196) |
12:58:53 (199) |
Cologne226-Half
Name |
Swim |
Bike |
Run |
Gesamt |
Patrick Bujok (28. TM30) |
00:34:01(210) |
02:33:40 (103) |
01:40:45 (132) |
04:48:27 (110) |
Nico Steffen (40. TM35) |
00:36:13 (338) |
02:43:12 (267) |
01:48:19 (239) |
05:07:46 (229) |
[nggallery id=52]
Glückwunsch an Euch Drei!
Und Uwe, Du bist echt verrückt! Ganz großer Sport, da ziehe ich den Hut. Da Du nächstes Jahr ja keine Langdistanz machst, schlage ich vor, Du schreibst ein Buch. Deine Berichte sind immer so witzig, da könnte man immer noch mehr lesen :)
Gratulation an die tapferen Recken, insbesondere an Uwe. Aber Uwe:
„(Rudel würde jetzt sagen: „Übt das Blasenpflasterkleben in der Wechselzone!“)“
Mitnichten würde ich so etwas sagen! Viel eher rate ich in solchen Situationen zu einer guten Vorbereitung. Weil selbst das beste Üben hilft bei Wasser in Verbindung mit Kleben nur sehr wenig. Hilft vielleicht noch ein Handtuch, funktioniert aber auch nur bedingt.
Tapen ist das Zauberwort, und zwar -vor- dem Wettkampf. Sieht vielleicht beim Schwimmen ein bissl komisch aus, aber erspart Dir ein wenig Mühe in der Wechselzone.
Und beim nächsten Handycap: Nicht verzagen, Rudel fragen! VORHER!!! :-) ;-)
Glückwunsch Jungs!
Und ich kann mich nur Tobi anschließen… Weltklasse Berichterstattung!
Rudel, dann frag ich mal vorsichtshalber: Tape direkt auf die Blase? Aua! Aber ich weiß was besseres: den 3. Socken hinten in den Schuh! ;o)
Also Uwe, wenn Du ein Buch schreiben solltest über Deine Wettkampferfahrungen (Titel z.B.: die „Triathlon“-Abenteuer des Uwe W., ein Leben neben der Überholspur, Untertitel: Wie komme ich von der Einfädelspur auf die Tri-Autobahn???), dann schreibe ich auch eins (Arbeitstitel: Richtige Vorgehensweise von Triathleten vor und während des Wettkampfes, Untertitel: Zeitenkiller ausmerzen!!!):-))
Da machen wir ’ne Serie draus … und auf der nächsten Buchmesse beschützt Protex unseren Stand. Freu mich jetzt schon!
Was heißt hier auf der nächsten Buchmesse, der Protex-Mann stiefelt dann die ganze Zeit hinter uns her. Sischer ist sischer!!!
Wir könnten aber auch anbieten, bei Protex anzufangen! Als Vip-Triathlon-Begleitservice. Ist quasi noch ne Marktlücke. Gut betuchte Prominente, die Schutz beim Ausüben ihres Sports benötigen.