Ironman Copenhagen

Erlebnisbericht vom KMD Ironman Copenhagen 2014

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„Das mache ich nie wieder!“ Angeblich waren das meine ersten Worten im September 2012, auf dem Marktplatz in Aix-en-Provance. Ob ich sie wirklich so, direkt nach dem Ziel meiner ersten Mitteldistanz gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Etwas ist mir aber im Kopf geblieben: Wie können Mensche die doppelte Distanz bewältigen? Vollkommen bescheuert. So etwas mache ich definitiv nicht!

Samstag, 23.08.2014, es ist 17 Uhr und ich schiebe mein SpeedConcept in eine Wechselzone. Für mich bedeutet dieser Augenblick mehr als nur die Radabgabe und das aufhängen der Wechselbeutel. Ich stehe kurz vor dem Ziel. Insgesamt acht Monate habe ich mich auf dieses Wochenende konzentriert. Habe geschwitzt, öfters gelitten, aber auch viel Spaß und Freude gehabt. Ich habe mich in dieser Zeit sportlich neu entdeckt. Keine harten Einheiten im Winter. Kein Bahntraining im Frühling, stattdessen lange Läufe und Radausfahrten, alles immer ganz kontrolliert. Und morgen soll dann Zahltag sein. Noch 15 Stunden bis zum Start meines ersten Ironman. Das wollte ich doch nie machen! Mit einem riesigen Respekt. Habe ich die Leute nicht immer für verrückt erklärt, die sich so etwas antun? In 15 Stunden starte ich wirklich selbst! So richtig begreifen kann ich es nicht. Ich schaue mich in der Wechselzone um und sehe eine Menge, eine große Menge sehr fit aussehender Menschen. Auch was links und rechts neben mir geparkt wird ist nur das Feinste was man aus sämtlichen Radläden weltweit beziehen kann. Es ist irgendwie eine andere Triathlonwelt, als die mir bekannte. Nicht nur das die Wettkampfbesprechung ein zwanzigminütiger HD Film ist oder die Startnummern bis 2800 gehen. Hier sind Menschen aus aller Welt zusammen gekommen, um am nächsten Morgen die Früchte zu ernten, die sie sich in den letzten Monaten antrainiert haben. Genau das spürt man. Alles läuft sehr konzentriert und mit einer gewissen Anspannung ab. Geredet wird hier nicht viel, auch nicht gelacht. Jeder geht seiner eigenen Sache nach. Außen, auf der anderen Seite der Absperrgitter stehen ganz viele Supporter – einige andere Ausrichter würden sich freuen so viele Zuschauer am Renntag begrüßen zu dürfen. Sie beobachten ihre Athleten, auch in ihren Gesichtern sieht man die Anspannung. Haben sie in den letzten Monaten hautnah miterlebt, wie man sich auf diesen Tag vorbereitet hat und auch sie haben Entbehrungen hinnehmen müssen.
Mit einem sehr flauen Gefühl im Magen verlasse ich die Wechselzone. Das Gefühl in mir kann ich nur sehr schwer beschreiben. Ich habe unheimlich Bock endlich los zu legen. Aber muss das ausgerechnet morgen sein? Bin ich wirklich dafür bereit? Ok, ein zurück gibt es nicht mehr. Das Rad ist eingecheckt, wenn ich wieder auf dieser kleinen Halbinsel stehe ist Racetime!

Merkwürdigerweise habe ich in der Nacht vor dem Rennen richtig gut geschlafen und wache gut erholt mit dem Wecker auf. Ein Vorteil in der vorletzten Startgruppe zu sein, ist das späte Aufstehen. Um 5:35 Uhr beginnt mein längster Tag. Ohne Kaffee geht nichts und so treffen sich nacheinander alle in der Küche. Geredet wird nicht viel. Gott sei dank! Jeder geht seiner Beschäftigung nach. Die einen schmieren sich Brötchen und ich bereite die Trinkflaschen vor. Um 6:30 Uhr geht es Richtung Start und mir ist schlecht! Gefühlt ist heute wirklich nicht der Tag um einen Ironman zu machen. Kann man das nicht irgendwie verschieben, zum Beispiel auf morgen? Nein, kann man wohl nicht. Also muss ich da jetzt durch. Am Rad werden der Computer und die Flaschen platziert. Noch mal der Reifendruck geprüft und der Wechselplatz des Rades eingeprägt. Neben der Wechselzone laufen sich die Mitstreiter meiner Startwelle bereits warm. Mit leichtem Trab und Armkreisen mache ich mit. Hauptsache man lenkt sich ab. Währenddessen geht eine Startwelle nach der anderen ins Rennen. Die Glücklichen, sir dürfen schon los! Noch 20 Minuten bis zum Start. Jetzt heißt es rein in den Neo. Reißverschluss zu. Zwei Schwimmkappen auf den Kopf, Brille in der Hand, Verabschiedung von den Supportern. Mit knapp 400 weiteren Jungs meiner Altersklasse begebe ich mich in den Vorstartbereich. Die Startgruppe vor uns ist gerade auf ihre 226km Reise geschickt worden. Jetzt sind wir dran. Noch sieben Minuten bis zum Start. Wir stehen am Strand und schauen auf das 18 Grad warme Wasser. Eines ist aber auch hier wie immer. Aus der Anspannung wird Vorfreude. Nicht nur ich, auch die Jungs um mich herum können es jetzt nicht mehr abwarten, endlich loszulegen. Der Countdown läuft. In der letzten Minute werden die Sekunden herunter gezählt. Bei der Zahl One piept es um mich herum, alle Uhren werden gestartet und mit dem darauf folgenden Knall stürmen wir ins Wasser.

Es ist sehr frisch, um die Wassertemperatur freundlich zu umschreiben. Allerdings wusste ich, was auf mich zukommt. In den Tagen zuvor bin ich zur Racetime immer geschwommen und das Gefühl von Hirnfrost war mir bereits bekannt. Die Schwimmstrecke in Kopenhagen empfinde ich als sehr gutmütig. Lediglich zwei Wendebojen gilt es bei 1600 Meter und 3200 zu umschwimmen. Ansonsten geht es nur geradeaus. Die drei Brücken, die auf dem Hinweg, wie auch auf dem Rückweg zu durchschwimmen sind, bieten eine sehr gute Orientierung und Einteilung der 3,8 Km. Die meiste Zeit ist es ein sehr entspanntes Schwimmen. Es gibt keine Prügelei und ich finde schnell meinen Rhythmus. Erst bei 3000 Meter schwimmen wir auf viele Starter der vorherigen Startgruppen auf und es wird sehr voll auf der Schwimmstrecke. Nach der letzten Wendeboje wird der Schwimmausstieg anvisiert. Genau nach Raceplan erhöhe ich die Beinfrequenz und schwimme die letzten Meter der Sonne entgegen. Als ich mich Aufrichte und den Bootsanleger hoch renne, schaue ich auf die Uhr und sie springt gerade von 59:59 auf 1:00:00 um. Unglaublich! Ich feiere mich innerlich weg.

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Die gewonnen Zeit gegenüber meiner errechneten Schwimmzeit verliere ich dann gleich im Wechselzelt. Das ist bis obenhin voll mit Athleten. Da wir mit unserer Gruppe auf die früher gestarteten Gruppen aufgeschwommen sind, hocken zirka 500 Menschen in dem Wechselzelt. Chaos hoch zehn! Nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich ein Plätzchen und bereite mich auf das Radfahren vor. Socken und Schuhe an, Helm auf, Neo und Schwimmbrille in den Beutel und ab geht’s Richtung Rad. Es ist ein sehr schönes Gefühl an die Radständer zu kommen und das eigene Rad steht nicht alleine verloren da, wie so oft in der Liga. Mit dieser Motivation schnappe ich mir mein kleines Flugzeug und stürme Richtung Radaufstieg. Die ersten Kilometer sind genau so, wie es alle gesagt haben, ich muss mich stark zurück halten. Gefühlt geht eine Menge, aber es ist auch noch eine Menge zu fahren. Die Wattzahlen im Blick fliege ich trotzdem an unzähligen Athleten vorbei. Diese Kette von Triathleten wird auch bis Kilometer 120 nicht aufhören, erst dann lichtet sich das Feld spürbar. Nach 20 Minuten trinke ich das erste Mal etwas. Nach dem vielen Salzwasser ist das der erste kritische Punkt für mich. Bekomme ich Magenprobleme oder läuft es wie geplant. Alles ist gut und ich kann mit meinem Rhythmus, alle 12 Minuten Gel einwerfen, beginnen. An den Wind habe ich mich in den letzten Tagen bereits gewöhnt, Freunde werden wir wohl nie, warum das so ist erfahre ich später auf der Radstrecke. Jedenfalls weht ein ordentliches Lüftchen. Die Dänen nennen ihn den „Western“. Er ist sehr selten, aber dafür unvergesslich – SUPER! Die ersten 40 Kilometer sind sehr flach direkt an der Küste. In dem kleinen Küstenort Humlebäk biegt man ins Landesinnere ab. Ab diesem Punkt wird es richtig hart. Neben dem Wind, der jetzt im Übrigen direkt von vorne kommt, gesellen sich nette, nicht enden wollende Hügel hinzu. Im Vorfeld sind wir die Radstrecke mit dem Auto abgefahren und mir viel etwas die Kinnlade herunter, als wir eine Welle nach der anderen passierten. Immer in der Hoffnung, die falschen Straßen zu fahren. Dem ist nicht so. Es geht wirklich hier entlang und somit hoch und runter.
Was absolut toll ist, die Dänen feiern sich am Rand der Strecke selbst, trotz einsetzendem Regen sind ganze Familien vor ihren Häusern und Höfen und machen in den Ortschaften richtig Stimmung. Teilweise stehen die Einheimischen im T-Shirt und kurzer Hose dort, in der zweiten, regennassen Runde auch noch. Unsere nördlichen Nachbarn scheinen eine andere Vorstellung von Sommer zu haben.
Die Kilometer vergehen wie im Flug. Ständig überhole ich Starter der anderen Startgruppen, kontrolliere meine Leistungswerte und verpflege mich nach meinem Plan. Im Kopf setze ich mir immer kleine Zwischenziele. Bei Kilometer 80 erreiche ich eine Ortsdurchfahrt mit Kopfsteinpflaster. Am Rand liegen einige Radcomputer, Flaschen, Ersatzschläuche und alles was man sonst so mitnimmt. Mit einem großen Gang versuche ich das Durchschütteln so erträglich wie möglich zu halten. Die Vorfreude auf meine Fangruppe ist nach diesem Ort riesig. Wir hatten ausgemacht, uns kurz vor dem Ende der ersten Runde zu sehen. In einer langgezogenen Linkskurve standen sie alle. Für einen kurzen Augenblick fühlte ich mich nicht auf mich alleine gestellt. Allerdings geht die Vorbeifahrt sehr schnell. Ich höre meinen Namen und schon geht es Richtung zweite Runde.
Das nächste Mal sehe ich sie nach dem Radfahren. Bis dahin gilt es aber erst einmal die Gelflasche nachzufüllen und weiter konzentriert zu bleiben. Ich freue mich auf die lange Gerade am Strand entlang. Dort gab es zwei Stunden zuvor Wind schräg von hinten und ich habe mir vorgenommen, den Schnitt jetzt etwas zu erhöhen und Tempo zuzulegen. Mit einer langgezogenen Kurve fährt man aus den Häuserschluchten hinaus auf den Strandweg, die Ernüchterung tritt sehr schnell ein. Der Wind hat gedreht. Jetzt bläst er schräg von vorne gegen das Rad. Na toll! Ich bleibe bei meinem Vorhaben, erhöhe etwas die Wattzahl, nur mit dem Tempo aufnehmen wird es nichts. Jetzt heißt es Tempo halten und nicht überzocken. Ich kontrolliere noch intensiver die Wattzahlen und bewege mich jetzt am oberen Limit. Von einigen Athleten kann ich mich in dieser Rennphase lösen. Es geht weiter voran. Positiv an dem gedrehten Wind ist die Tatsache, dass im Hinterland bei den Wellen der Wind nicht mehr direkt von vorne weht. So vergehen die Kilometer und ehe ich mich versehe, komme ich wieder bei der mit Kopfsteinpflaster versehenen Ortsdurchfahrt vorbei. Kilometer 160 ist geschafft und meine Gelflasche neigt sich dem Ende entgegen. Es wird also Zeit Richtung Wechselzone zu gelangen. Das hatte ich mir zwar mit dem Gel anders ausgerechnet, aber leer ist nun mal leer. Mit einigen rechts-links Kombinationen werden wir nach Kopenhagen zurück geführt. Der Radcomputer zeigt noch zirka einen Kilometer bis zur Wechselzone an.

Langsam bereite ich mich auf den Wechsel vor. Im Vorfeld habe ich mich für normale Radschuhe mit Schnallen entschieden, da ich mit ihnen einen besseren Druck auf das Pedal bringen kann. Diese lassen sich nicht ganz so leicht öffnen und ich benötige etwas mehr Zeit um aus dem Schuh zu kommen. Als ich auf die letzten 200 Meter Richtung Wechselzone einbiege, bin ich aus den Schuhen raus, stehe auf ihnen und fahre auf die Wechselzone zu. Im Anbremsen, kurz vor dem Abspringen passiert es dann. Mein rechter Schuh fliegt aus dem Pedal, ich rutsche ab, will mich am Lenker festhalten und ziehe dabei die Vorderradbremse. Kraft der Physik bleibt das Vorderrad stehen und das Hinterrad überholt uns. Somit habe ich eine ganz spezielle Abstiegsvariante hingelegt, zum Nachahmen ist sie aber nicht zu empfehlen. Mein Rad wird von den Helfern gleich aufgehoben und weggeschoben und mit einem mächtigen Adrenalinkick begebe ich mich zu meinem Laufbeutel und in das T2 Zelt. Meine rechtes Knie blutet wie verrückt und sogleich kommt ein Helfer und erkundigt sich nach meinem Befinden. Keine Ahnung, was ich ihm geantwortet habe, ich will nur so schnell wie möglich raus auf die Laufstrecke. Der Helm kommt in den Beutel und schon wird dieser auf einen großen Haufen geworfen. Bereits am Ausgang der Wechselzone fällt mir ein, ich habe vergessen mein Gel in der Wechselzone zu nehmen. Da muss ich jetzt wohl durch und schnellstmöglich die nächste Verpflegung ansteuern.
In Kopenhagen darf an jeder Verpflegung auch eigene Verpflegung von Supportern angenommen werden. An der ersten Station steht Marco und reicht mir bei Kilometer 2,5 das ersehnte Gel. Vorher nehme ich noch Wasser, Cola und wieder Wasser zu mir. Dieser Rhythmus wurde im Vorfeld geplant und auch bei den langen Koppelläufen hatte ich es ausgetestet. Ich fühle mich gut und die Menschen am Streckenrand sind der Wahnsinn. Hinzu kommen meine Supporter, die sich optimal an der Strecke verteilt haben. Durch die vielen Wendepunkte komme ich häufig an bestimmten Stellen vorbei und ich habe das Gefühl ständig jemanden bei mir zu haben. Wie wichtig das noch für mich ist, erahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Im Moment läuft es rund. Ich habe mich bei meiner Pace eingependelt und die fühlt sich sehr gut an. Für den Kopf und die Knöchel ist der Abschnitt am Pier sehr herausfordernd. Sehr unebenes Kopfsteinpflaster und ewige Geraden führen etwas aus der Innenstadt heraus. In der ersten Runde nehme ich es für den Kopf noch nicht als so ansträngend war, allerdings leiden bereits die Knöchel jetzt schon sehr. Das positive an der Strecke, raus zu den großen Passagierschiffen, ist das Rundenbändchen, welches am Wendepunkt einem übergestreift wird. Nach dem Band geht es zurück in die Innenstadt und zurück zu den bekannten Gesichtern. Es läuft super und ich verpflege mich weiterhin mit Wasser, Cola, Wasser. Zurück in der Innenstadt wird es am Himmel immer dunkler. Von dem blauen Himmel am Morgen ist nichts mehr zu sehen, auch wird es immer kühler. Eine Anzeige an einer Häuserwand zeigt nur noch 11 Grad an und ich wünsche mir jetzt eine Jacke. Die habe ich aber nicht, die Gedanken also sofort wieder verdrängen und weiter geht es. Alles läuft nach Plan und ich hole mir das zweite Band. Kilometer 15 ist geschafft. Von der kleinen Meerjungfrau geht es abermals zurück in die Innenstadt. Der nächste Durchlauf am Ziel sieht allerdings alles andere als nach Plan aus. Kurz bevor ich die City wieder erreiche, ist die Energie weg. Die komplette Körperspannung ist raus. Sofort stelle ich auf Notfallplan um. Verringere das Tempo, was anderes wäre auch nicht gegangen, und schleppe mich zur nächsten Verpflegungsstation. Ich nehme alles, was ich bekommen kann und hoffe, wieder aus dem Loch zu kommen. Zirka eine Minute verliere ich jetzt auf den Kilometer. Im Moment interessiert mich dieser Umstand weniger. Ich möchte nur nicht noch weiter in ein Loch fallen. Das Tempo wird erst einmal beibehalten. Von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation gedacht. Einige laufen jetzt an mir vorbei und ich überhole nur noch sehr wenige. Vom Kopf her wird es jetzt auf dem Pier sehr hart. Vor allem wenn ich mir die Kilometerangaben ansehe. Ich befinde mich auf der dritten Runde und da steht etwas mit Round 3 = 26k, darunter Round 4 = 36k. Oh man, ich muss hier noch mal raus und jetzt geht schon nicht mehr viel. Das wird ein Spaß! Hinzu kommt ein abartiger Regen. Die Menschen an der Strecke haben sich unter die Brücken oder in Kaffees geflüchtet. Die Temperatur beträgt 8 Grad und die Stimmung hat sich der Pace angepasst – sie ist sehr stark abgerutscht. Ich bekomme das dritte Band und als ich an den Jungs mit dem vierten Band vorbei laufe, schaue ich sie wahrscheinlich sehr sehnsuchtsvoll an. Jetzt heißt es beißen, bis ich wieder in der Innenstadt bin. An die vielen Trainingsstunden soll ich denken, an etwas was mir Halt gibt und an die Leute zu Hause, die fiebernd am Computer sitzen, wurde mir vorher als Tipp genannt wenn es mal nicht laufen soll. Neben den vielen Bechern Wasser, Cola und Red Bull treibt mich das weiter an. Am ganzen Körper habe ich Gänsehaut und mir ist bitter kalt. Endlich komme ich am Zielbereich an und muss nur noch einmal daran vorbei laufen. Der Regen hat wieder aufgehört, meine Suporter treiben mich noch einmal zur letzten Runde an. Viel geht nicht mehr. Aber ich weiß, ich werde ankommen. Das beflügelt noch einmal und lässt den Weg an der Pier nicht mehr ganz so schrecklich erscheinen. Dann kommt das letztes Band an meinen Arm und es sind nur noch knappe 6 Kilometer. Der nervige Rückweg in die Innenstadt vergeht jetzt wie im Flug.

All die Schmerzen der letzten zwei Stunden sind weg. Und dann darf ich endlich rechts in den Zielkanal einbiegen. Ganz viele Dinge schießen mir durch den Kopf. Die vielen Stunden Training immer mit dem Fokus auf diesen Tag, diesen Moment. An all die Helfer, die ich in den letzten Monaten hatten und die mir den Weg hierher erleichtert haben. Beim Durchlaufen des Zielbogens bin ich einfach nur überwältigt und schlagartig fertig. Ich kann mich nur noch hinsetzen, bekomme meine Medaille und eine Wärmefolie. Ich habe es geschafft. Ich bin im Ziel. Ironman. Trotz dieser Bezeichnung kommen Tränen. Ich muss an meinen Opa denken. Er war ein Sportverrückter und mit ihm habe ich das erste Mal etwas von Triathlon und Ironman gehört, damals als kleiner Junger. Ich muss in diesen Minuten daran zurück denken. Er ist sicher mächtig stolz mich.

Ironman, was soll ich sagen? Viele vor mir haben es geschafft, viele nach mir werden es schaffen. Das ich irgendwann einmal einer bin, daran habe ich eigentlich nie gedacht, so ein Verrückter, der den ganzen Tag über einen Wettkampf in drei Disziplinen macht. Die vermeintlichen Worte aus Aix-en-Provance habe ich bewahrheitet, eine Mitteldistanz habe ich nicht noch einmal gemacht.
Aber einen Ironman werde ich bestimmt noch einmal angehen!

Nach 9:33:44 h habe ich die Ziellinie überquert.
Es war ein langer Weg, den ich ohne die viele Unterstützung nicht hätte meistern können. Dafür möchte ich mich riesig bei meinen Eltern und der Familie bedanken, ihr habt mir 8 Monate den Rücken frei gehalten. Auch ein großes Dankeschön an die Malle Trainingsgruppe um Marco, Martin, Meike und Jule. Nicht nur das ihr die vielen Trainingsstunden mit mir geteilt habt, auch das ihr hier wart und mich angefeuert habt, ist mega! Genau so wie Sigrid, Sabrina, Sabine und Jens!!!

Ein riesiges Dankeschön an die Jungs daheim – Marco, Manollo und Niklas, die mit mir unzählige Stunden trainiert haben. Genauso wie Janne… Du hast mir vorgemacht wie es geht!
Danke an alle, die mitgefiebert haben und gestern vor dem Rechner saßen und mir die Daumen gedrückt haben. Das hat mich in der schweren Zeit beim Laufen immer wieder angetrieben.

Bei drei Personen möchte ich mich aber ganz speziell bedanken:

Maren, es war riesig wie du in den letzten Monaten hinter mir gestanden hast und ich mein Ding durchziehen konnte. Du hast mich mit all den Macken hin genommen und mich bei jeder Gelegenheit unterstützt.

Jürgen, danke für deinen Masterplan. Du bist der Kopf dieser Aktion und es hat mir sehr viel Rückhalt gegeben, dich in der Vorbereitung an meiner Seite zu wissen. Öfters habe ich dich im Training verflucht … Aber das war nie ernst gemeint! Ich bin dir für deine Trainingsideen sehr dankbar und natürlich für diese Rakete unter meinem Hintern!

Opa, du warst die ganze Zeit bei mir und hast mir zugesehen!

4 Gedanken zu „Ironman Copenhagen

  • 8. Oktober 2014 um 13:12 Uhr
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    Danke, Oli, für den Bericht! Du hast alles auf den Punkt gebracht! Großes Kino für Dich und auch großes Kino für uns Leser. Und weil du es so schön beschrieben hast: Willkommen im Club der Ironman-Heulsusen – es gibt fast kein schöneres Gefühl als der Kloß im Hals und das Pipi in den Augen, wenn die 226 rum sind!

  • 15. Oktober 2014 um 10:25 Uhr
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    Sehr schöner Bericht!!! Ich glaube diese (Königs-)Disziplin muss man einfach mal gemacht bzw. erlebt haben. P.S. Ich freu mich schon auf die nächste Vorbereitung und als Wegbegleiter/ Trainingspartner zu unterstützen!

  • 24. Oktober 2014 um 02:03 Uhr
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    Danke euch!
    @ Niklas: das wird kommen!

  • 20. Dezember 2014 um 19:18 Uhr
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    super schöner Bericht! Hatte das Gefühl, an der Strecke gestanden zu haben. Und jetzt heißt’s – auf zu Runde 2 und ich bin dann dabei – ähem.. an der Strecke natürlich nur :-)

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