Doppelte Premiere beim Ironman Barcelona

Ironman Barcelona – Ein Bericht von Nina Bachman

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Die erste Ironman-Veranstaltung in Barcelona sollte auch für mich die Premiere auf der Langdistanz werden.

Schon länger war der Gedanke präsent, nur der letzte Kick für eine Anmeldung fehlte immer irgendwie. So ergab sich die Möglichkeit, Anfang Mai noch für das laufende Jahr bei einer Ironman-Veranstaltung mit flachen Strecken zu melden. „Wird schon irgendwie klappen“ war der Gedanke und schon war ich angemeldet. Die bereits geplante Saison wurde analysiert und dementsprechend umgeplant. Anfang Juli ging es mit der Vorbereitung los – drei konzentrierte und hoffentlich verletzungsfreie Monate mussten ausreichen.

Da von meinem Vorhaben, außer dem Veranstalter und einigen fleißig studierenden Starterlisten-Gucker keiner wusste, absolvierte ich meine Trainingskilometer größtenteils allein. Dieter leistete mir oft Gesellschaft beim Radfahren, musste sich aber immer öfter an die Position an meinem Hinterrad gewöhnen. So auch bei der Königsetappe von 180 KM Rad und 8 KM Laufen. Aufgrund der bescheidenen Wettervorhersage fand diese ausschließlich zwischen Hann. Münden und dem Schocketal statt! Pro „Runde“ 30 KM = sechs mal am Ortseingang Hann. Münden wenden und wieder zurück. Eine langsam vorankommende Radwandergruppe war ebenfalls auf dem Abschnitt unterwegs. Sie freuten sich darüber und winkte uns fröhlich zu, jedes Mal, wenn wir wieder vorbeikamen.

Flüge, Unterkunft und Auto waren gebucht und so ging es am 2.Oktober los Richtung Spanien. Der Wettkampf an sich fand in Calella statt, ca. 60 KM nördlich von Barcelona. Einzig auf der Radstrecke konnte man die Skyline von Barcelona sehen. Das Wetter war prima, nur für den Wettkampftag waren leichte Schauer am Morgen vorhergesagt. Das Rad hatte den Flug gut überstanden und nach einer kurzen Testfahrt war es wettkampfbereit. Die Radstrecke haben wir mit dem Auto besichtigt: Zweieinhalb Runden Richtung Barcelona immer an der Küste entlang. Mal komplett flach, aber auch mit ein paar „Wellen“ drin – genau das, was ich mir vorgestellt und auch trainiert hatte. Die Laufstrecke führte durch den Ort Calella, teils an der Uferpromenade entlang. Ebenfalls flach, bis auf zwei Unterführungen, die man auf jeder der vier Laufrunden meistern musste. Und das Schwimmen: Im salzigen, welligen Meerwasser. Dies war das Einzige, worauf ich mich im Training leider nicht vorbereiten konnte. Durch das Training auf der 50m-Bahn im Freibad fühlte ich mich eigentlich auf die langen Strecke gut vorbereitet. Sollte ich es wagen, einen Tag vor dem Wettkampf mal im Meer zu schwimmen oder weiterhin die Taktik fahren „Wird schon nicht so schlimm“?! Die Neugier siegte aber doch und ich versuchte am Samstag mal ein wenig zu schwimmen. Allein gegen die Wellen hinausschwimmen – die Erwartungen an meine Schwimmzeit schwanden dahin und es wurde ein „hoffentlich werde ich nicht seekrank und komme heil am Schwimmausstieg an.“ daraus. Aber es sollte noch schlimmer werden. Pünktlich um 7 Uhr, mit dem Öffnen der Wechselzone am Sonntagmorgen, setzte ein Gewitter ein und das sollte so schnell nicht wieder aufhören. Klatschnass schaute man also nach seinem Rad um sich dann in Richtung Schwimmstart zu begeben. Alle hatten Fragezeichen in den Augen, keiner wusste ob es einen Start geben würde. Schnell war klar, dass die regulären Startzeiten nicht einzuhalten waren. Der Veranstalter informierte zum Glück alle fünf Minuten über den aktuellen Stand und um 8:45 Uhr wurde die klare Aussage getroffen, dass die kompletten Ironman-Distanzen durchgeführt werden können. Lediglich die Startzeiten mussten um 30 Minuten verschoben werden. Der Applaus zeigte, wie froh die Athleten waren, dass es nun endlich losgehen sollte.

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Der Regen hörte auf und die ersten Wolkenlücken waren schon zu erkennen, als dann der erste Start erfolgte. Vollkommen durchgefroren startete für mich also das Abenteuer IRONMAN um 9:08 Uhr zusammen mit allen anderen Frauen. Innerhalb der Startgruppe war es auch gar nicht so schlimm, gegen die Wellen hinaus zu schwimmen. An die Wellen von vorne hatte ich mich dann auf der langen Gerade entlang der Küste gewöhnt, nur das Salzwasser wollte einfach nicht gut schmecken. Nach der Hälfte der Strecke dachte ich, jetzt müssten die Haie kommen, so wundgescheuert und blutig fühlte sich mein Nacken an. Aber zum Glück blieb dies aus und schon war der Schwimmausstieg da. Schnell der Blick auf die Uhr und unglaubliche 1:15 Std waren dort zu lesen. Jetzt noch so viel Salzwasser wie möglich abduschen, schnell wechseln und ab aufs Rad.

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Durch den Dauerregen am Morgen stand irgendwie der ganze Ort unter Wasser, zumindest musste man die eine oder andere Pfütze furten. Durch die vielen Kreisel musste man auf der ersten Runde noch vorsichtig fahren, aber dann liefe es einfach nur super. Etwas irritiert über die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit fuhr ich trotzdem weiter nach Gefühl und das war gut! Schneller als jedes lange Radtraining gingen die 180 KM rum, mit einer nie für möglich gehaltene Radzeit von 5:36 Std! Leider fühlten sich die Beine dann beim Laufen nicht mehr ganz so gut an. Als ob ich noch nie in meinem Leben vorher einen Triathlon gemacht hätte. Anfängerfehler? Aber es hatte doch so einen Spaß auf dem Rad gemacht! In der Wettkampfbesprechung hatte es auch noch den Rat gegeben, beim Radfahren lieber 15 Minuten langsamer zu fahren, um dann 40 Minuten schneller laufen zu können. Diese Worte schwirrten nun durch meinen Kopf, aber zu ändern war das jetzt leider nicht mehr.

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Also machte ich mich auf zur letzten Disziplin und hoffte, dass ich den 42 km-Lauf auch noch irgendwie schaffen würde. Bis Kilometer 19 ging das noch relativ gut aber dann war endgültig der Akku leer und die Geh-Passagen wurden immer länger. Aber Hauptsache ich war noch unterwegs und hatte das große Ziel zu finishen immer vor Augen. Viele völlig entkräftete Athleten sah ich aufgeben – das sollte mir nicht passieren! So bewahrte ich die Ruhe, verabschiedete mich von der zwischenzeitlich hochgerechneten Zielzeit von unter 12 Stunden und konnte dann auch wieder ab und zu etwas laufen. Und dann war sie endlich da: Die letzte Passage an der Uferpromenade, wo trotz Dunkelheit noch viele Zuschauer anwesend waren. Plötzlich tat nix mehr weh. Ich durfte rechts weg auf die Zielgerade abbiegen und wurde mit den Worten „You are an Ironman“ empfangen. Im Scheinwerferlicht durch den Zielbogen und ein Traum wurde wahr. Freudig strahlende Helfer nahmen mich in Empfang und kürten mich mit der ersehnten Medaille. Auf die Frage ob alles okay wäre antwortete ich „Only a little bit tired“. Sie lachten und freuten sich mit mir.

Das war er nun gewesen, mein hart erarbeiteter „längster Tag“. Bleibt noch, mich bei Dieter zu bedanken für die tollen Ideen und ein für mich perfektes Training, ohne das dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre!

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit

Es grüßt Eure Nina

PS: Erst zuhause habe ich es bemerkt. Es gibt ein Lied, was mich an diesen schönen Tag erinnert. Wenn Ihr also „A Sky full of Stars“ von Coldplay hört, könnt Ihr kurz an mich denken und Euch mit mir freuen!

Swim: 1:15:06 / T1: 4:41 / Bike: 5:36:23 / T2: 1:34 / Run: 5:20:51 / Overall: 12:18:35 / AK: 25.

5 Gedanken zu „Doppelte Premiere beim Ironman Barcelona

  • 24. Oktober 2014 um 02:06 Uhr
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    Herzlichen Glückwunsch Nina! Das war ein großes Rennen und es hat mega viel Spaß gemacht daheim mitzufiebern.
    You are an Ironwoman!!!

  • 24. Oktober 2014 um 17:04 Uhr
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    sehr schöner Bericht und vorallem eine tolle Leistung!!!!

  • 26. Oktober 2014 um 07:34 Uhr
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    Herzlichen Glückwunsch Nina!
    Und meinen allergrößten Respekt vor der gezeigten Leistung.

  • 26. Oktober 2014 um 14:20 Uhr
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    Nina, das hast du klasse gemacht. Hätte ich das gewusst, hätte ich dir letzten Dienstag persönlich gratuliert.

  • 27. Oktober 2014 um 18:44 Uhr
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    Auch von mir noch mal fette Gratulation. Beim „Poppern“ gibt’s aber hoffentlich keine Sonderbehandlung von Deinem Trainer! ;O)

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