Kasseler Berge zum Herbst
Kassel – Für ein Oktoberwochenende bei Kaiserwetter hatten Yvonne und Takis einige befreundete Rennradfahrer aus Berlin nach Kassel eingeladen. Kaiserwetter, so war es bestellt, so wurde es geliefert. Und das gleich fast ganze drei Tage durch, ein Hammer. Nach tausenden Trainingskilometern im flachen Berlin und Brandenburg ist Yvonne seit diesem Sommer wieder in den heimatlichen, nordhessischen Gefilden unterwegs. Anfangs wusste sie nicht, ob sie das hier alles so wirklich vermisst hatte, diese ganzen Hügel und Anstiege und so weiter. Aber schön isses ja doch irgendwie, denn wo man hoch fährt, kann man meistens schön gucken und darf auch wieder runterfahren. Zur endgültigen Versöhnung fehlte nur noch die Berliner Truppe in Kassel auf 3 schönen Tagen bei 3 schönen Touren.
Tag 1 – Edersee (112 km / 1300 hm)
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Zum Einrollen ging es ein wenig über die südlich von Kassel gelegenen Dörfer nach Fritzlar und dort entlang der Eder bis zum wunderschönen Edersee. Eine wohlweißlich gute Idee, dies an einem Freitag zu machen, hielt sich so die Bevölkerung der Straße rund um den Edersee durch zweirädrige Blechkisten relativ in Grenzen. Die Temperaturen gaben es sogar her, dass wir direkt am See auf der Terasse eines Cafés einen leckeren Kuchen und einen Kaffee inhalieren konnten. Im Koffeinmodus ging es dann über Naumburg zurück. Und obwohl eigentlich für den Rückweg der flache Weg über das Basaltwerk geplant war, trieb uns das sonnige Wetter dann doch gleich über das Hohe Gras zurück nach Kassel. Was ist das auch für eine schön Abfahrt, wenn man in der Nähe der Aue wohnt, vom höchsten Punkt über 10 km nur bergab, ein schöner Tagesabschluss.
Tag 2 – Reinhardswald (161 km / 2460 hm)
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Der zweite Tag sollte dann mal dazu dienen, dem hügligen nordhessischen „Berg“-land alle Ehre zu machen. Wenn man so eine Strecke plant, dann ist man doch manchmal selber erstaunt, wie schnell man hier gute Höhenmeter sammeln kann, wenn man nur will. Was am Vortag die wunderschöne Abfahrt war, war um 10 Uhr morgens am Samstag dann unsere Auffahrt. Über 450 Höhenmeter auf 11 km gleich von der Haustür weg, so kann es losgehen. Kurzes Innehalten am Herkules mit einem Ausblick auf eine erwachende Stadt. Dann erstmal schönes Rollern durch das Warmetal, vorbei am Golfplatz in Escheberg und wieder runter an die Warme. Mit kurzer Querung von Hofgeismar ging es dann rein in den Reinhardswald. Viele, viele Ausflüge in seiner Kindheit hat Takis hierher schon gemacht und mit Beginn des Radsports war dieser Wald sein meist gefahrenes Trainingsgebiet. Also eine Herzensangelegenheit, die Tour durch diesen wunderschönen Wald zu fahren.
Nachdem die geplante Rast am Tierpark Sababurg leider wegen „Istnicht“ durch Überfüllung von Menschen und Autos ausfallen musste, peilte die Truppe in ihrer Not getrieben von Hungerästen den Ort Holzhausen an. Und wie es der Zufall will, treibt ein solcher Umstand echte Perlen ans Land. Wo es im kargen nordhessischen Ödland für Radfahrer nicht eine Selbstverständlichkeit ist, überall mal eben nett einen Kuchen essen zu können, war das Café Melange in Holzhausen eine echte Überraschung. Super Kaffee, super Kuchen und sogar die Ahle Wurscht Platte war prima. So hatten wir dieses kulinarische Kapitel dann auch gleich abgehakt.
Nachdem nun wieder alle ordentlich aufgetankt waren, gab es noch zwei wichtige Dinge zu erledigen. Den Fuldataler Hausberg in Knickhagen wegrollen und auf dem Rückweg über Calden nochmal den Dörnberg erklimmen. Willig trabten die Schäfchen zu den Schaafrichtern und fügten sich dort die nötigen Schmerzen zu. Zurück ging es dann am diesen Tag aber über das Basaltwerk und nicht mehr übers Hohe Gras.
Tag 3 – Hoher Meißner (110 km / 1750 hm)
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Leider hatte das Fahrerfeld an Tag 3 leichte Ausfälle zu beklagen. Yvonne hatte ein heimtückischer Magendarminfekt dahingerafft. Also allein unter Männern ging es dann Richtung Osten, um unseren schärfsten Anstieg der Region, den Hohen Meißner, abzuhaken. Erwähnte ich schon, dass wir an diesem Wochenende schweinegeiles Wetter hatten? Vielleicht nicht oft genug. Auch wenn es bei Nebel diesmal auch „schon“ um 9 Uhr losging, wurde es später noch recht kuschelig. Über die Strecke des WVC-Triathlon ging es nach Wattenbach raus. Dahinter über Quentel und Hessisch Lichtenau bis etwa Waldkappel, also erstmal um den Hohen Boss drumherum. Momente, in denen man merkt, welche Regionen des Radreviers man eigentlich viel zu selten unter die Räder bekommt, was für eine schöne Ecke und was für ruhige Straßen!
Über Rodebach schlug sich die Truppe nach Vockerode durch und auf der Stoppomatstrecke ging es dann rauf auf den „Gipfel“. Auf der Terasse des Restaurants am Meißner plante die Truppe eine kurze Pause ein. Kurz war dann nicht, weil völlig überraschend an einem Sonntag mit Feiertagswochenende bei bestem Wetter total viele Gäste kamen und auch noch so dreist waren, etwas zu Essen zu bestellen. Verrückte Sache so was. Da kann man dann auf so was einfaches wie Kaffee und Kuchen schon mal ein wenig warten. Zurück ging es Über Helsa. Auch zu wenig auf dem Schirm die schnelle Abfahrt von Friedrichsbrück bis Helsa, geile Piste.
Und schon war Tag 3 verflogen und in vorfreudiger Hoffnung werden wir unsere Flachlandtiroler hier nochmal begrüßen dürfen.
Hey Takis,
schön geschrieben und ein unvergessliches Wochenende bei Euch, was dringend nach Wiederholung ruft :)
Gruß aus Berlin
Christian