Janne Wiemann beim IM Maastricht

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Am 31. Juli 2016 habe ich zum zweiten Mal eine Langdistanz in Angriff genommen. Dieses Mal nicht in Frankfurt, sondern in Maastricht (Niederlande). Die Entscheidung für eine Langdistanz ist mal wieder sehr spät gefallen und so blieben Anfang März nur noch wenige Rennen die in Frage kamen. Nach dem es in Frankfurt vor zwei Jahren mit einem Massenstart ins Wasser ging, war es diesmal ein Rolling Start, d. h. du sortierst dich nach deiner angepeilten Schwimmzeit ein und wirst nach und nach auf die Reise geschickt. Mit diesem Start sollte das Feld entzerrt werden, wo von ich leider nicht viel gemerkt habe. Obwohl links und rechts von mir Platz, war habe ich auf den ersten Meter einige Schläge und Tritte abbekommen. Laut meiner Uhr begann der längste Tag des Jahres übrigens um 7:39 Uhr. Das Wasser der Maas und die Strömung konnte am Tag zuvor schon mal getestet werden und diese Chance hatten Maja und ich genutzt. Wir fanden es ok und die Strömung war gut zu bewältigen. Zurück zum Wettkampfmorgen. Nach dem sich das Feld entzerrt hatte und alle mit mir schwimmende Athleten sich mit einem großen Abstand zu mir an den Bojen orientierten, konnte ich meinen Rhythmus finden und gegen die Strömung ankämpfen. Nach 1,7 km hieß es kurz raus dem Wasser über die Insel auf Höhe des Regierungsgebäudes und wieder rein ins kühle Nass und zurück zum Startbereich, diesmal mit der Strömung. Aber ehrlich gesagt, von diesem Vorteil merkte ich nicht viel. Auf diesem Streckenabschnitt habe ich auch ungewollt ein paar Schlücke aus der Maas genommen. Lecker ist definitiv anders, egal weiter geht es und daran ändern konnte ich ja eh nichts mehr. Immer schön weiter schwimmen bis zur letzten Boje an der es nochmal verdammt eng wurde und ich mal wieder ein paar Schläge und Tritte abbekam. Dann noch die letzten Metern gegen die Strömung und endlich raus aus dem Wasser. Gefühlt hat das Schwimmen eine Ewigkeit gedauert, deshalb ersparte ich mir auch den Blick auf die Uhr. Schließlich wollte ich mir nicht gleich am frühen Morgen die Laune verderben und konzentrierte mich lieber auf die Stufen beim Ausstieg. Ok, Treppe geschafft. Tief durchatmen und dann Neo bis zur Hüfte runter, Brille ab und weiterlaufen bis zur Wechselzone. Beutel schnappen, den zu finden war ein Kinderspiel ganz unten-außen. Im Zelt angekommen waren leider alle Sitzplätze belegt, also im Stehen umziehen. Neo aus, Socken, Schuhe und Weste an, Startnummer um, Helm und Brille auf. Ab zum Rad, dort wollte ich mich an zwei Bäumen orientieren, aber irgendwie sah ich die zwei vor lauter Bäumen und mein Rad vor lauter Rädern nicht mehr.. Zum Glück hatte Maja sich dort platziert und mir zu gerufen, wo ich hin musste. Rad geschnappt und ab zum längsten Teil des Tages.

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Die Strecke kannte ich nur aus Erzählungen und da dieser Plan in Frankfurt super funktioniert hatte, sollte er diesmal auch auf gehen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Zuerst hat meine Uhr nicht das gemacht, was sie sollte, so dass ich die ersten km damit beschäftigt war diese zum laufen zu bringen. Da hatte ich diverse Male Glück, dass da nicht etwas passiert ist. Denn ähnlich wie beim Schwimmstart war es auch beim Rad fahren sehr eng. Leider dauerte das fast die komplette erste Radrunde bis es sich etwas entzerrte. Ich habe mir so oft mein Rennrad gewünscht, denn die km die ich auf dem Aerolenker verbringen konnte, konnte ich an zwei Händen abzählen. Entweder musste ich bremsen, weil ein Herr mal wieder meinte mich überholen zu müssen, um dann doch nicht weg zu kommen. Es musste abgebogen werden oder eine Bodenwelle zur Verkehrsberuhigung überfahren werden und ich kann euch sagen, diese SCH…teile gibt es dort ständig. Ach ja und wenn ich nicht damit beschäftigt war, dann machte mein Magen blöd. Super Sache, da läuft ja nichts. Meine Hoffnung war, dass es in Belgien besser wird. Aber nein, dort gab es neben den Bodenwellen noch Betonplatten und einen ordentlichen Regenschauer. Bei diesen Straßenbedingungen könnt ihr euch ja vielleicht vorstellen wie viele Flaschen oder andere Anbauteile auf der Strecke lagen. Dementsprechend nachgefragt waren die Versorgungsstellen, wo es mal wieder eng wurde. Blöd nur, dass ich mich diesmal auf diese verlassen habe, um dort Flaschen und Riegel aufzunehmen. Mit den Flaschen hat es auch gut geklappt, Riegel gab es einfach mal nicht. Schade!!! Bisher hatte ich nicht mal auf meine Uhr schauen können und dies sollte sich in der zweiten Runde auch nicht wirklich ändern. Erschreckend fand ich auch die vielen Athleten am Straßenrand die einen Defekt am Rad hatten oder gestürzt waren und verarztet wurden. Einmal kam sogar ein Hubschrauber zum Einsatz. Irgendwo zwischen km 60 und 70 ging es einfach mal nur gerade an einem Kanal entlang und mein Triathlonrad hatte einen Vorteil. Zumal mein Magen sich auch langsam beruhigte.

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HURRA, der Sch… macht ja doch Spaß :-)) Keine Sorge der war nicht von langer Dauer, denn am Ende der ersten Runde ging es durch die Altstadt von Maastricht. Und was gibt es in einer Altstadt? Richtig, Kopfsteinpflaster. Doch wie heißt es so schön, immer positiv denken, genau mein Ding. Aber es gelang mir, denn die Steine waren trocken und die Stimmung der Wahnsinn. Außerdem lag ja „nur noch“ eine Radrunde und das Laufen vor mir. Zunächst ging es mal wieder im Zickzack durch und um Maastricht, meine Laune war auch wieder besser :-) Denn das Feld hatte sich entzerrt und man konnte endlich mal fahren. Bis es kurz vor einer Abfahrt wieder regnete. Während der Abfahrt und dem folgenden Streckenstück, wo es wie durch einen Tunnel von Bäumen lang ging, gespickt mit zwei Tiergittern, goss jemand eimerweise das Wasser über uns aus. Danach war ich so klitschnass, dass mir alles sch… egal war. Auf dem anschließenden Anstieg hatten sich bereits links und rechts reißende Bäche auf der Straße gebildet. Die Niederländer lassen sich aber auch davon nicht abhalten, uns Athleten anzufeuern. In der Situation habe ich mich gefragt, ob wir jetzt einen kleinen Schaden haben oder die ;-)) Wahrscheinlich beide. Die zweite Runde lief vom Gefühl her besser als die Erste, aber den Blick auf die Uhr ersparte ich mir weiterhin. Mein Ziel lautete nur noch so schnell wie möglich zum Laufen. Allerdings immer im Blick mich nicht zu zerstören, denn schließlich wollte ich die Laufstrecke ja laufend bewältigen. Nur leider war ausgerechnet auf den letzten km das schöne gerade Stück am Kanal. Egal, auf den paar km konnte ich jetzt eh nichts mehr gut machen, also genießen und mental den Wechsel durchgehen und aufs Laufen freuen. Doch auch hier kam es anders als gedacht. Auf den letzten 10 km machte sich der Wind auf und es gab Sturmböen UND mal wieder Regen. Super, ich musste ganz schön kämpfen, dass mich der Wind nicht vom Rad holt und nur noch einmal über das Kopfsteinpflaster. Und was soll ich sagen, meine Stimmung war am Boden. Zu allem Überfluss fuhr ich mir noch etwas in den Vorderreifen. Warum auch nicht? Ich beschloss es zu ignorieren und das es bis zur Wechselzone halten musste. Es hielt, allerdings hatte ich mir auch nichts in den Reifen gefahren. Sondern es war nur Klebeband an dem eine leere Packung einer Schmerztablette befestigt war. Mit was für Leuten mache ich gerade diesen Wettkampf, wenn sich die Hobbyathleten jetzt schon mit Schmerztabletten über die Strecke schleppen. Zumal ich auf dem Boden der Wechselzone noch weitere leere Tablettenpackungen sah. Ich stellte mir die Frage, ob ich überhaupt noch laufen sollte oder einfach aufhören soll. Aufgeben??? Nein, nicht wirklich eine Option. Gut, dann volle Konzentration auf die letzte Kopfsteinpflasterpassage über den Markt von Maastricht und vorbei an dem hoffentlich späteren Ziel. Geschafft, ich habe mich noch nie so gefreut vom Rad zu steigen und endlich mit dem Laufen beginnen zu dürfen. Wer mich kennt, der kennt auch meine Begeisterung fürs Laufen ;-) Rad abstellen und Beutel schnappen, diesmal hab ich auch einen Sitzplatz im Zelt bekommen. Radschuhe aus und Laufschuhe an und ab geht´s zum Laufen.

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Ok, ok auch wenn man mir meine Freude jetzt nicht ansieht, aber ich habe mich wirklich gefreut laufen zu dürfen. Jetzt traute ich mich auch mal auf die Uhr zu schauen. Die ersten km genau nach Plan, juchhu endlich läuft es. Doch dann machte sich der Magen wieder bemerkbar. Och nö, was soll das denn jetzt??? Gut, es hilft ja nichts, also ab aufs nächste Dixi. Natürlich kam eine gefühlte Ewigkeit keins. Endlich da vorne sind welche und frei, also Anzug runter und platsch… Na klasse, eine meiner beiden Gelfaschen hatte sich damit verabschiedet, die zweite konnte ich zum Glück noch retten. Zurück auf die Laufstrecke, bis km 12 lief es gut, doch dann meldete sich immer wieder der Magen. Also gut dann gehe ich ein paar Meter und dann wird aber weitergelaufen. Doch daraus wurde nichts, sondern ab sofort bestimmte mein Magen, ob ich lief oder besser ging. Oh nein, so dauert es ja eine Ewigkeit, meine armen Supporter an der Strecke. Insbesondere Maja und Dennis mussten ja schon die Tage davor meine Laune ertragen und meine Eltern waren extra den Morgen noch angereist und hatten bestimmt auch keine Lust so ewig auf meinen Zieleinlauf zu warten. Vorausgesetzt, dass ich es überhaupt noch erreiche…

Vielleicht sollte ich sie besser fragen, ob ich liebe aufhören soll. Auf der anderen Seite ist es vielleicht auf keine gute Idee das zu fragen. Am Ende entschied ich mich besser weiterzumachen und nicht zu fragen. So wechselte ich weiter zwischen laufen und gehen und sammelte ein Rundenbändchen nach dem anderen. Die Stimmung an der Laufstrecke war übrigens unschlagbar, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Nach 12:28:05 überquerte ich endlich die Ziellinie und beschloss direkt so einen Mist NIE wieder zu machen. Zumal das Glücksgefühl von meinem ersten Finish leider ausblieb und sich auch die Tage danach nicht einstellte. Ok, da hatte ich auch weiter Magenprobleme und dann sogar noch Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Fieber.

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Heute genau eine Woche danach, bin ich wieder unter den Lebenden. Bin zufrieden und freue mich es durchgezogen zu haben, wenn auch nicht so wie geplant. Aber so ein Rennen zu planen ist auch schwierig, es kann so viel passieren und es gehört auch ein bisschen Glück dazu, dass alles nach Plan läuft. Auf jeden Fall einen riesengroßen Dank an Jürgen für die super Vorbereitung, auch wenn ich dich hin und wieder verflucht habe ;-) Hat es die meiste Zeit ja Spaß gemacht. Meinen Trainingspartner Oli habe ich allerdings schon sehr vermisst, zu zweit ist deutlicheinfacher. Dennis musste in der Zeit sehr oft auf mich verzichten und dann noch meine Laune ertragen, wenn es mal wieder nicht so lief. Tausend Dank dafür :-* Und natürlich meinem Supportern die Tage davor Maja und Dennis und am Wettkampf Maja, Dennis, Mama und Papa. Daaaaanke ihr seid die Besten. Ich hab euch ganz doll lieb.

 

Oh und nicht zu vergessen Marco, der mich insbesondere an der Laufstrecke immer

motiviert hat. Das hat wirklich geholfen, vielen Dank dafür.

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